Fasten - Einführung

Fasten ist schon seit dem alten Testament bekannt, wo es als Akt der Buße und Demut galt. In der Antike und im Mittelalter wurde Fasten als Therapieform eingesetzt. Beinahe jede große Weltreligion kennt Fasten. Dort gilt es im Allgemeinen als Akt der geistigen und seelischen Reinigung um Gott bzw. den Göttern näher zu sein. Fastende berichten unter anderem von Bewußtseinserweiterungen, Nah-Gott-Erlebnissen und Erleuchtungen.
In der westlichen Gesellschaft steht beim Fasten in der Regel der medizinisch-therapeutische Aspekt im Vordergrund, die sogenannte "Entschlackung", also dem Ausscheiden von Rest- und Giftstoffen aus dem menschlichen Körper (siehe "Ernährungsphysiologische
Bewertung des Fastens").
Es gibt verschiedene Formen des Fastens:
  • Totales Fasten: Totales Fasten sollte nur unter ärztlichen Aufsicht geschehen. Es wird nur Mineralwasser, ungesüßter Tee oder Kaffee sowie andere energiefreie Getränke zu sich genommen. Ergänzt wird mit Mineralstoff- und Vitaminzugaben. Ziel des totalen Fastens ist die schnelle Gewichtsreduktion.
  • Modifiziertes Fasten: Modifiziertes Fasten ist dem totalen Fasten ähnlich. Zusätzlich werden jedoch Kohlenhydrate, Fett und Eiweißgemische zugegeben. Diese Zugaben erfolgen durch spezielle 'Pülverchen', da sonst die erforderliche Menge (ca. 30g Eiweiß, ca. 30g Kohlenhydrate , ca. 10g Fett) durch normale Lebensmittel nur schwer erreicht werden kann. Modifiziertes Fasten dient ebenfalls der schnellen Gewichtsabnahme und kann stationär und unter ärztlicher Aufsicht relativ lange durchgeführt werden.
  • Saftfasten: Beim Saftfasten werden während der ersten drei Tage kleine Mengen an Obst, Reis und Rohkost zu sich genommen.. Danach nur noch Vitamine, Mineralstoffe und geringe Mengen an Kohlehydraten in Form von Gemüse- und Obstsäften, Gemüsebrühe und Tee. Die Energieaufnahme beträgt ca. 250 kcal/Tag. Im Anschluss an das Saftfasten eine Aufbaukost.
  • Heilfasten: Heilfasten dient weniger der Gewichtsreduktion als vielmehr der Heilung bzw. Vorbeugung bestimmter Krankheiten wie bspw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertonie, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Diabetes mellitus, psychosomatische Erschöpfungszutände und Hautkrankheiten. Heilfasten ist dem Saftfasten ähnlich, sollte aber in der Regel in einer Fastenklinik durchgeführt werden.

Ernährungsphysiologische Bewertung des Fastens

Fasten ist als Dauerkost nicht geeignet. Es kann zu Verlust an Körpereiweiß kommen, was wiederum zu schlechter Wundheilung, Leistungsabfall und Infektanfälligkeit führen kann.
Der Begriff der "Entschlackung" ist wissenschaftlich nicht begründbar. Im Körper gibt es keine Ansammlungen von "Schlacken". Nicht verwertbare Stoffwechselprodukte werden bei ausreichender Flüssigkeitsaufnahme durch die Nieren ausgeschieden.
Beim Fasten kann das Herz-Kreislaufsystem angegriffen werden. Es kann auch zu Nierenkoliken kommen.
Ein Pluspunkt des Fastens ist die wirksame und relativ schnelle Gewichtsreduktion.

Fasten stärkt die Abwehr
UGB-Archiv
Dieser Beitrag ist dem UGB-Archiv entnommen.
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Dr. med. Françoise Wilhelmi de Toledo

Wer gesund sein will, braucht ein ausgeglichenes Immunsystem. Mit Heilfasten lassen sich sowohl eine geschwächte Abwehr aufpäppeln als auch allergische Reaktionen normalisieren. Viele Fastenärzte berichten von den Erfolgen des vorübergehenden Nahrungsverzichts.
Schon seit Beginn dieses Jahrhunderts wird das Heilfasten bei den verschiedensten Erkrankungen eingesetzt.Bekannte Fastenärzte wie Otto Buchinger sen. beobachteten Erfolge bei zahlreichen Krankheiten wie chronischen Entzündungen, Allergien oder Autoimmunerkrankungen. Durch richtig angewandtes und dosiertes Fasten kann das gesamte Immunsystem gestärkt werden. Heinz Fahrner, ein Schüler Buchingers, bezeichnet das Fasten als den "stärksten Appell an die natürlichen Selbstheilungskräfte des Menschen." Um die Abwehr zu stärken, kommt es nicht unbedingt darauf an, die Immunantwort zu steigern. Allergien und Autoimmunerkrankungen entstehen vielmehr dadurch, daß die Abwehrfunktionen überreagieren. Ziel der Fastentherapie ist es daher, das Immunsystem zu normalisieren.
Forscher stehen noch in den Startlöchern
Trotz der seit langem bekannten Wirkungen des Heilfastens gibt es hierzu nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Eine davon ist die des Fastenarztes Christian Kuhn, der den Immunstatus von 18 Patienten testete: Nach 21tägigem Heilfasten wurden die immunrelevanten Blutparameter gemessen, wie Anzahl der verschiedenen Lymphozyten, die Konzentration der Immunglobuline (Antikörper) sowie wichtiger Enzyme des Komplementsystems, die an der Abwehrreaktion beteiligt sind. 87 Prozent der untersuchten Blutparameter blieben normal und 6 Prozent normalisierten sich. Die Ergebnisse zeigen, daß der Nahrungsverzicht die Immunfunktionen nicht beeinträchtigt.
Darm und Immunsystem werden entlastet
Das Heilfasten beeinflußt auf unterschiedliche Weise die Immunsituation. Am bedeutendsten scheint das Stillegen des Magen-Darm-Trakts zu sein. Der Darm besitzt mit rund 200 Quadratmetern Oberfläche die größte Kontaktfläche unseres Körpers zur Außenwelt und hat die meiste Arbeit damit, unerwünschte Bakterien, Pilze, Viren oder Fremdeiweiße aus der Nahrung abzuwehren. Daher befinden sich im Verdauungstrakt über 80 Prozent unseres Immunsystems. Während des Fastens wird der Darm - und damit ein großer Teil der Abwehrkräfte - von seiner Aufgabe entlastet. Gleichzeitig beruhigt sich das Immunsystem durch die verminderte Zufuhr von Allergenen und Nährstoffen, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind (z. B. Arachidonsäure). Zudem bilden sich im Verdauungstrakt kaum noch Gärungsprodukte, biogene Amine und bakterielle Toxine.
Während des Fastens greift der Körper auf seine Energiereserven zurück. Neben Fett werden auch geringe Mengen Körperprotein abgebaut. Dadurch wird vermutlich die Bildung einiger Antikörper gebremst. Weil aber gleichzeitig die Belastung durch Nahrungsbestandteile entfällt, verbessert sich die Abwehrlage unter dem Strich - vorausgesetzt, es wird methodisch richtig gefastet. Bei chronischen Entzündungen sowie autoimmunen und allergischen Erkrankungen, bei denen die Abwehrreaktionen zu heftig ablaufen, kann die verminderte Synthese von Immunfaktoren sogar von Vorteil sein.Positiv wirkt sich auch der Gewichtsverlust bei Übergewichtigen während des Fastens aus. Studien zeigen, daß normalgewichtige Menschen seltener an Infektionen und Krebs erkranken als Übergewichtige.

FASTENBEGLEITENDE MASSNAHMEN
Obst- und Gemüsesäfte
stellen dem Immunsystem Vitamine und Mineralstoffe zur Verfügung und bremsen den Eiweißabbau.
Zugabe von essentiellen Fettsäuren
stärken die Barrierefunktion der (Darm-)Schleimhäute.
Psychisch-seelisches Wohlbefinden
unterstützt die Immunmodulation. Allein oder mit therapeutischer Hilfe lassen sich innere Spannungen lösen.
Anregung der Ausscheidungsvorgänge
von Darm, Leber, Nieren, Lunge und Haut durch reichliches Trinken, Einläufe, körperliche Bewegung und verschiedene Anwendungen.
Eiweißgabe (z. B. Buttermilch)
erleichtert den Fastenverlauf und trägt dazu bei, daß sich die Körperproteine erneuern können (nicht bei Allergien und Autoimmunerkrankungen).
Auch seelisch-geistige Erfahrungen während des Fastens können das Immunsystem unterstützen. Psychoneuroimmunologen fanden heraus, daß sich die Konzentrationen bestimmter Hormone während des Heilfastens verändern. Unter anderem lassen sich veränderte Hormonspiegel von Insulin und Cortison sowie einiger Schilddrüsen- und Sexualhormone beobachten. Bei Autoimmunkrankheiten wie der rheumatoiden Arthritis kann möglicherweise die durch das Fasten erhöhte Cortisonproduktion dazu beitragen, die Symptome zu lindern. Welche Zusammenhänge zwischen Immun- und Hormonsystem bestehen, erforschen Wissenschaftler erst seit relativ kurzer Zeit .
Überreaktionen normalisieren sich
Wann man das Fasten zu therapeutischen Zwecken einsetzt, ist von der Abwehrlage des Patienten abhängig. Menschen mit leicht geschwächtem Immunsystem können durch den Nahrungsverzicht ihre Abwehrfunktionen stärken und stabilisieren. Wichtig ist es, auch der Aufbauphase nach dem Fasten die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, damit der Patient zu einer dauerhaft immunstärkenden Ernährungsweise gelangt.
Hilfreich wirkt das Fasten auch bei einer "verwirrten" Abwehrlage, unter der z. B. Patienten mit Multiple Sklerose, einer Autoimmunerkrankung, leiden. Hier richtet sich die Immunreaktion gegen körpereigene Strukturen. Gerade in diesen Fällen kann der bremsende Effekt des Proteinabbaus während des Fastens dazu beitragen, das Immunsystem wieder zu normalisieren. Den gleichen Effekt können sich Allergiker oder Patienten mit Rheuma zu Nutze machen. Ihr Abwehrsystem befindet sich in einem "überschwenglichen" Zustand und wird durch die leicht verminderte Bildung von Immunfaktoren zurückgefahren. Besondere Aufmerksamkeit sollten Allergiker dem Nahrungsaufbau nach dem Fasten widmen. Wenn sie im Sinne einer Suchdiät ihren Speiseplan nach und nach um einzelne Lebensmittel ergänzen, können sie allergieauslösende Nahrungsmittel ausfindig machen.
Ob und wie lange gefastet werden kann, sollte immer der Fastenarzt entscheiden. Vom Nahrungsverzicht abzuraten ist z. B. bei einer "verlorenen" Immunität, wenn die Abwehrkräfte massiv geschwächt sind. Das ist etwa bei AIDS, vorangeschrittener Tuberkulose und Krebs der Fall. Um das allgemeine Wohlbefinden und die Widerstandskräfte des Körpers zu stärken, fasten auch viele gesunde Menschen. Erfahrene Fastenleiter, Ruhe und Abstand vom Alltag sind die besten Voraussetzungen, damit das Fasten Seele und Immunsystem gut tut.

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